27. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C
Wenn unser Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn - wie dieses kleine Samenkorn - wir könnten Berge versetzen. Wir könnten zu den Bäumen vor der Kirche sagen, verpflanzt euch woanders hin - und sie würden es tun.
Wenn unser Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn - unsere Kirche wäre bis auf den letzten Platz gefüllt, ja mehr noch, draußen würden die Menschen stehen und warten, weil unser Leben strahlen könnte von der Herrlichkeit Gottes, die uns geschenkt und offenbar geworden ist.
Wenn unser - nicht der Glaube irgendwo anders, - unser eigener Glaube auch nur die Größe des Senfkorns hätte, es gäbe keinen Priestermangel in unseren Landen, die Seminare wären gefüllt, die Gesellschaft wäre - auch heute noch - zutiefst christlich geprägt.
So - genug geträumt!
Sicherlich gibt es viele Situationen in unserem Leben, wo es nicht leicht ist, wirklich Christ zu sein, sicherlich, so könnten wir jetzt antworten, ist es heute besser, eher im Verborgenen zu wirken, anstatt alles an die große Glocke zu hängen und dadurch angefeindet zu werden. So ist doch zumeist das Denken vieler, so ist letztlich auch unser Handeln.
Wieviele Menschen besuchen - dem Gebot folgend - Sonntag für Sonntag die Hl. Messe, beten gemeinsam das Vater Unser - "Dein Reich komme - Dein Wille geschehe" - doch leben während der Woche so, als ob diese Bitte um das Kommen des Reiches - diese Bereitschaftserklärung, daß der Wille des Herrn auch wirklich unser Leben bestimmen soll - nie gemacht worden wäre.
In meiner Arbeit mit den Jugendlichen habe ich soviele brave und fleißige Pfadfinder erlebt, die regelmäßig eifrig die Gruppenstunden und Lager besucht haben, denen es aber peinlich war, sich in der Schule, oder im Freundeskreis als Christen, ja mehr noch als Katholiken, die um der Sache Christi wegen auch Pfadfinder sind, zu deklarieren.
Wo liegt denn da der Haken an unserem Christentum.? Ist es wirklich der Auftrag Christi, daß wir Sonntagschristen sind - und damit hat dieses Wort auch einen negativen Beigeschmack wie das Schimpfwort "Sonntagsfahrer" für einen Autofahrer der sein Fahrzeug nicht beherrscht. Sind wir vielleicht solche Sonntagschristen, die nicht ganz Herr der Lage sind, was Christentum wirklich bedeutet?
Vielleicht ist es der Mangel an Glauben, den der Herr bereits seinen Jüngern vorwirft, der uns zu verzagten, mutlosen, oftmals ängstlichen Menschen macht. Wo ist denn bei uns der Mut eines Maximilian Kolbe, der aus der Reihe der Gefangen hervortritt, um im Dienst an seinem Bruder in Christus, ja im Dienst an Christus selbst sein Leben zu opfern für einen Familienvater?
Wo ist bei uns der Mut eines Franz Jägerstätter - egal in welcher Situation - wirklich unserem Gewissen zu folgen, und uns nicht unterkriegen zu lassen, von gesellschaftlichem Druck, von Meinungsmache in den Medien.
Wo ist bei uns der Glaube einer Sr. Restituta, die in den Tagen vor ihrer Hinrichtung noch sagen konnte: Für Christus habe ich gelebt, für Christus will ich sterben?
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Schreibt der Völkerapostel Paulus an Timotheus - und er sagt es uns in dieser Stunde!
Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen; schäme dich auch meiner nicht, der ich seinetwegen im Gefängnis bin, sondern leide mit mir für das Evangelium. Gott gibt dazu die Kraft:
Gott gibt dazu die Kraft!
Er gibt uns die Kraft, wo wir meinen, schwach und mutlos zu sein, wo wir uns lieber uns zurückziehen würden, anstatt offen und ehrlich für die Wahrheit einzutreten.
Gott gibt uns die Kraft, dort wo wir selbst nicht weiterwissen, wo wir in unserem Leben an Mauern stoßen, die scheinbar nicht zu überwinden sind. Es kann nur die Kraft des Glaubens sein, die uns befähigt, diese Mauern zu überspringen, die uns hinter so manche Schwierigkeit blicken läßt, die den Blick weitet, über die beschränkten menschlichen Grenzen hinaus auf den Willen des Herrn, der so oft gegen unsere menschliche Berechnung steht.
Lassen wir uns von diesem Wunsch des Apostels Paulus ergreifen und anrühren, schämen wir uns nicht, uns zum Herrn zu bekennen, sondern im Gegenteil, treten wir für ihn und seine Sache ein. Lassen wir uns anrühren von seinem Wort und seinem Sakrament - von der frohen Botschaft, die eben gerade nicht eine Botschaft der Ängstlichkeit und Verzagtheit ist, sondern eine FROHE BOTSCHAFT, eine Botschaft der Kraft und der Liebe, eine Botschaft des Mutes und Freimutes.
Bitten wir den Herrn - wie es auch die Jünger taten - Stärke unseren Glauben! Laß uns begreifen, welche Größe, ja welche Fülle im wahren Glauben liegt! Laß uns auch selbst Demut üben, daß wir bei all den Guten Taten, die wir als Werkzeug Gottes vollbringen können letzlich uns selbst zurücknehmen und sagen: Wir sind nur unnütze Knechte gewesen.
Bitten wir den Herrn um den Mut, neu mit ihm den Weg zu gehen, den Weg des Glaubens, der uns in unserem oftmals abgestorbenen Glaubensleben wieder auferstehen läßt, den Blick wieder heben läßt zu IHM, der unsere Mitte und unser Ziel sein will.
Gott, von Dir kommt alles Leben - Dir sei Ehre und Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.