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8. Dezember 2024 – Hochfest Mariä Empfängnis am 2. Adventsonntag

»Gib mir noch eine Chance« - Das ist der flehende Ruf des Menschen, wenn Beziehung am Zerbrechen ist, wenn die Leistung nicht den Vorgaben des Trainers entspricht. »Gib mir noch eine Chance« - Dieser Satz macht angreifbar und verletzlich. 

Und er fordert eine Antwort heraus. »Ich gebe dir noch EINE Chance«  oder »Ich GEBE Dir noch eine Chance!« - Merken Sie den Unterschied?  Liegt die Betonung in zwischenmenschlicher Beziehung auf »eine Chance« oder auf »geben«? 

Ist es ein »Gewähren« von oben herab, im klaren Bewusstsein, dem anderen nun überlegen zu sein, den anderen in der Hand zu haben, ihn manipulieren, dirigieren zu können - oder ist es Bereitschaft zu Neubeginn, Neustart, Anfangsgnade?

Wenn wir das Festgeheimnis dieses großen Marienfeiertages betrachten, dann geht es genau um diese Frage. Da ist Beziehung am Brechen, am Zerbrechen, ja sie ist schon in weiten Teilen zerbrochen. Nicht zwischenmenschliche Beziehung, diese wohl in zweiter Linie auch, sondern die Beziehung zwischen Gott und Mensch, besser von Mensch zu Gott. Da hat Gott ein Volk berufen und erwählt, er hat es in die Freiheit geführt, ihnen Regeln und Gebote des Zusammenlebens gegeben. Da hat Gott sie geleitet durch die Propheten, sie immer wieder auf den rechten Weg gestellt durch Könige und Richter und ihnen vor allem eine Verheißung ins Herz gelegt: Da wird einst einer kommen, der Gesalbte, der Messias. Was heute unversöhnt und zerbrochen, was menschlich verbogen und gestört ist, wird dieser Gesalbte lösen und erlösen. 

Was haben die Menschen aus diesem Bemühen gemacht? - Sie haben die Propheten ausgelacht, verspottet, ja getötet. Aus dem Gesetz des Mose wurde mehr und mehr ein menschliches Regelwerk, bei dem man sehr genau nachsah, was Gott verboten hat, um umso genauer herauszufinden, was er nicht verboten - vielleicht im Gesetz übersehen – hat. Die Beziehung Gott - Mensch, aber auch von Mensch zu Mensch war empfindlich gestört, ja zerbrochen. 

Und in diesem Moment tritt Gott auf ganz besondere Weise in die Geschichte des Menschen ein. Er fleht gleichsam den Menschen an: »Gib mir - gib unserer Beziehung - noch eine Chance«  - »Weil ich dir noch eine Chance gebe!«

Und Gott kommt nicht von oben herab, als der Mächtige, als der Herrscher, der die Menschen nun in seinem Sinn und zu seinem Vorteil manipuliert. 

Er kommt als der Bittsteller, als das kleine hilflose Kind, als einer, der fleht, angenommen und aufgenommen zu werden. 

Und er bereitet dieses Gnadengeschenk, den Menschen die letzte, rettende Chance zu geben, auf besondere Weise vor. 

Er räumt bei einem Menschen all die Hindernisse hinweg, die bisher einer wirklichen und guten Gottesbeziehung im Weg lagen. All den Seelenpanzer, die Verhärtung des Herzens, die seit der Ursünde des Adam auf den Menschen lag. All die Beziehungslosigkeit und den Irrglauben, der Mensch wäre selbst Retter dieser Erde .

Gott räumt all dies bei einem Menschen aus dem Weg, um seinem Flehen nach einer neuen Chance Erfolg zu geben. Und dieser Mensch ist die selige Jungfrau Maria!

In ihr eröffnet Gott seine tiefste Sehnsucht nach der Rettung des Menschen. In ihr offenbart er uns, wie auch wir sein und leben könnten, weil er uns durch die Taufgnade, durch die Sakramente der Kirche immer neu die Kraft dazu geben will. 

Gott zwingt nicht. Die Jungfrau nicht und ebenso auch uns nicht. Er steht an der Tür und wartet. Er fleht um diese neue Chance. Er bemüht sich um uns, dass wir aus unseren »selbstgemachten Paradiesen« dieser Erde, die sich nur allzu bald als Vorstufen der Hölle erweisen, ausziehen und neue Schritte setzen, dass sein Reich bei uns offenbar wird. Maria hat zu diesem Bemühen Gottes JA gesagt. An uns liegt es, ebenso zu handeln! An uns liegt es, wahr zu machen, was Paulus an die Gemeinde von Philippi geschrieben hat: »Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und jedem Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt.«

 

AMEN.