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30. Sonntag im Jahreskreis B – 27. Oktober 2024

 

Das heutige Evangelium, die Erzählung von der Heilung des blinden Bartimäus, wird gerne in Kindergottesdiensten genommen, um die heilende, umwandelnde Kraft in Jesus den Kindern näherzubringen. Es ist eine Evangelienstelle, die man in der Schule mit den Kindern spielen kann. 

Werden wir dieser spannenden Geschichte aber wirklich ganz gerecht, wenn am Ende ausschließlich herauskommt: „Jesus heilt den Blinden!“?

Eines ist auffällig: Dem Evangelisten war es wichtig, in dieser Geschichte sogar den Namen des Blinden zu nennen. Bei keinem anderen Heilungswunder ist uns dies geschenkt. Der Blinde sitzt an der Straße – er fragt offenbar nach, wer denn hier vorbeikommt. Und dann beginnt er laut zu schreien, mit ganzer Kraft. Wer Menschenansammlungen im Orient miterlebt hat, kann sich gut vorstellen, wie der Blinde all seine Energie zusammennehmen muss, um in der grölenden, durcheinander rufenden Menge überhaupt gehört zu werden. 

Doch der Glaube an den Meister gibt ihm diese Kraft. Die Menge, die ihm zuerst das Schweigen geboten hat, spricht ihm nun sogar Mut zu, dem Herrn Jesus Christus zu begegnen.

Und dann passiert das Wunder, Jesus heilt die Blindheit des Bartimäus.

Der Blinde ist an den Straßenrand gekommen, um von Jesus angesprochen, geheilt, in ein neues Leben verwandelt zu werden.

Wo stehen wir? Sind wir bereit, als einzelner, als Pfarrgemeinde, aber auch als Kirche im Ganzen, an die Straßen zu gehen, wo die Wirklichkeit geschieht?

Oder ziehen wir uns zurück auf die heile Welt der kleinen Gruppe, auf die heile Welt innerhalb der Kirchenmauern, wo wir mehr und mehr einer kleinen Schar Gleichgesinnter begegnen? Menschen, die uns nicht mit den wirklichen Fragen des Lebens konfrontieren, sondern dankbar und passiv alles annehmen, was wir ihnen vorsetzen?

 

Geht es uns in unseren Bitten wirklich um Probleme unserer Welt und Gesellschaft, oder lesen wir dem lieben Gott nur brav und fromm aus dem Fürbittbuch vor?  Nette Bitten, letztlich aber ohne die wirkliche Überzeugung dahinter, dass Gott mit seiner wirkmächtigen Hand in dieser Welt alles zum Guten führen kann?

Sind wir bereit, zu brüllen, die laute Masse zu überschreien, wenn es um Heilung, Rettung, Verwandlung, um neues Licht in dieser oft so dunklen Welt geht? 

Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch in seinem Leben solche „Straßenecken“ hat, Kreuzungspunkte mit dem mächtigen Walten von Gottes Macht und Liebe. Er muss sich nur rechtzeitig dorthin stellen. Nicht in den eigenen Wänden zurückziehen und sich selbst eine heile Welt schaffen, im Misstrauen oder mangelnden Glauben gegenüber Gott und seiner Macht.

Lassen wir uns ansprechen, uns von wahren Gläubigen Mut machen, aufzustehen und Christus auch um Heilung unserer eigenen Blindheit zu bitten. Der Blindheit gegenüber der Wirklichkeit, gegenüber Gottes Macht und seinem alles durchwaltenden Geist, der auch unsere Welt -– wenngleich dies oft sehr schwer zu sehen ist – zum Guten führen will.

Öffnen wir uns neu, rufen wir dem Herrn nach, dann kann unser Christentum in Glaube und Vertrauen auf Gottes Heilsplan wieder seine umwandelnde Wirkung in unserer Gesellschaft entfalten.

Amen.