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29. Sonntag im Jahreskreis B

 

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Beim Anhören des heutigen Evangeliums sind wir sicher alle sehr nachdenklich geworden. Jeder wird sich seine Gedanken machen über das einzelne, wovon dieser Text spricht, über Apostel, die vordergründig an einflussreiche Posten dachten, die sie im Reich Gottes einnehmen möchten; davon, dass die anderen sich daran gestoßen und Ärgernis genommen haben. Und dann die Worte Jesu, mit denen er klarzumachen versucht, wie es unter seinen Jüngern und damit auch in der Kirche zugehen soll (und wie nicht!)

Es ist in einer eindrucksvollen Weise von Machtausübung die Rede, wie eben auch von den Opfern solcher Herrschaft – oder auch von denen, die sich der Machtausübung im Geiste Christi erfreuen, denen sie dienen soll. 

Wer konfrontiert den heutigen Evangeliumstext nicht unmittelbar mit dem, was er selbst im Leben der Kirche wahrnimmt?  Wer stellt nicht oft die Frage, was sich Jesus eigentlich mit der Kirche gedacht hat? Vor allem auch die Frage: Wieviel hat unsere Kirche mit dem Willen Jesu zu tun?

Grundlage für uns muss immer sein, was auch als Grundlage beispielsweise des Kirchenrechtes vorangestellt ist: Salus animarum suprema lex: Das Heil der Seelen ist das höchste Gebot! Jesus will unser Heil. Er will, dass wir an unserem Christsein Freude haben und andere mit unserer Freude anstecken. Er will, dass wir alle gerettet werden, das heißt, einst in der Gemeinschaft des Himmels die ewige Seligkeit auskosten können. 

Als Schlüsselwort für den Willen Jesu soll uns hier der Satz dienen: „Bei euch soll es nicht so sein!“ Nicht so, wie es in der Welt üblich ist, dass der anschafft, der zahlt, dass das Recht des Stärkeren gilt. Gerade in Bezug auf Machtausübung soll es bei uns genau umgekehrt gehen als in der Welt. Denken wir, dass genau vor dieser Evangeliumsstelle die Aussage der Jünger steht, dass sie um Jesu willen alles verlassen haben! Und Jesus erklärt ihnen, dass sie alles hundertfach zurückbekommen, wenn es nur im rechten Geist geschieht. 

Jesus hat ihnen im Anschluß daran zum dritten Mal sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung vorausgesagt. Und genau daran schließt sich die Bitte der beiden Apostel an, sie mögen im Reich Gottes rechts und links von ihrem Meister sitzen dürfen. Mit „Herrlichkeit“ ist hier die Machtfülle gemeint, die Jesus nach seiner Auferstehung innehat, mit „rechts und links sitzen“ ist in der hebräischen Denkweise der Anteil an dieser Herrschermacht gemeint. 

Wenn wir dies beachten, ist es gar nicht erstaunlich, dass die beiden Jünger darum bitten; denn sie bitten dann im Grunde nur darum, dass sich erfüllt, wozu Jesus sie ja berufen hat. Schon längst hatte er ihnen die Vollmacht erteilt, so wie er selbst im Sinne des angekommenen Reiches Gottes tätig zu werden: Dämonen auszutreiben, Kranke zu heilen, ja überhaupt das Evangelium – die frohe Botschaft – wirkmächtig zu verkünden. Ob sie es freilich im Sinne Christi erfüllen möchten und können, das gibt Jesus zu bedenken. 

Deswegen auch die Frage: Könnt ihr den Kelch trinken, denn ich zu trinken habe und mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werden muss. Mit diesen Ausdrücken hat Jesus unmissverständlich auf seinen Tod, auf Kreuz und Leiden, auf die Dahingabe seines Lebens für das Heil der Welt hingedeutet. Dies hat die Stelle aus dem Hebräerbrief, die wir heute gelesen haben, klar formuliert. Gott wollte und will nicht  von oben her herrschen, er übt gerade keine Gewalt aus. Vielmehr muss sein Hohepriester einer von denen werden, denen er dienen soll. Mit Schwachheit und Leidensfähigkeit bekleidet Gott seinen Sohn, weil er genau in dieser Ohnmacht das Reich Gottes aufrichten soll. 

Der Mensch ist von Gott bedient und umsorgt gerade dadurch, dass Gott sich in seinem Sohn unter unsere Sündenlast stellt, dass Jesus unter dieser Last seinen Lebensweg ins Ende gehen lässt, dass er – die menschgewordene Liebe – am Kreuz sozusagen zerbricht an der Hartherzigkeit und Lieblosigkeit von uns Menschen, um diese Härte und Kälte aufzubrechen und neu zu erwärmen. 

Wir, die Sünder, werden vom Gottessohn bedient. Das ist seine Weihe zum ewigen Hohenpriester. Und das ist die Weihe, das ist der Auftrag und daher die Befähigung und Ermächtigung, die Gott jedem Christen, mir und dir zuteil werden lässt. Damit gibt er uns die Gnade, dass wir vollziehen,  worin Jesus sein Leben begründet und erfüllt sah und sieht: Dienen, indem man das Leben hingibt als Erlösungsgeschenk für das Heil der Welt. 

Amen.