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20. SONNTAG IM JAHRESKREIS - B -
18. August 2024

 

Wieder haben wir bekannte Worte des Johannesevangeliums gehört. Wir setzen dort fort, wo wir am vergangenen Sonntag zu Lesen aufgehört haben. Es sind die Worte, mit denen Jesus selbst uns das Geheimnis seines Leibes und Blutes angekündigt hat, das, von dem wir in Wahrheit leben. Dann nämlich werden wir und können wir davon leben, wenn wir für uns gelten lassen, was diese Worte in Wirklichkeit aussprechen. 

Erinnern wir uns an unsere Erstkommunion! Damals ist uns dieses Geheimnis erstmals für unseren Glauben vorgestellt und ausgedeutet worden. Zumindest hoffe ich, dass Sie alle einen guten Erstkommunionunterricht hatten, wo wirklich das Geheimnis der heiligsten Eucharistie im Zentrum stand und nicht anderes. Immer neu wird uns das Geheimnis vor Augen gestellt, wenn das heutige Evangelium oder ein ähnliches in der Heiligen Messe verkündet wird, oder wenn wir Fronleichnam feiern.

Wir wissen aber ebenso gut, dass diese oftmalige Verkündigung die Tiefe des Geheimnisses nie aufgehoben hat. Und dass - obwohl wir so oft davon gehört haben - irgendwie ja doch immer wieder am Anfang stehen in unserem Verständnis. 

Das oftmalige Verkünden dieses Geheimnisses hat vielleicht dazu geführt, dass wir - salopp gesagt - in Stimmung geblieben sind und weiter in Stimmung bleiben, in einer Stimmung, die das Erleben des Geheimnisses in uns wachruft, eines Geheimnisses, das uns offenbar wird, niemals aber aufhört, Geheimnis zu sein, so dass wir immer wieder von ihm angezogen werden und uns gerade niemals befremdet oder verwirrt abwenden. 

Wir haben es mit einem Geheimnis zu tun, nicht mit einem Rätsel. Denn Rätselhaftes will aufgelöst sein, und dann wird’s beiseite gelegt. Wer die Eucharistie nicht als Geheimnis des Glaubens sieht, sondern als etwas magisch-Rätselhaftes, der wird bestrebt sein, „Lösungsversuche“ zu unternehmen. Doch all diese Versuche – ob die Verwendung anderer Materie {da gab es ja genug Versuche in den wilden 70ern mit Cocacola und Soletti anstatt Brot und Wein – und bis heute noch glauben manche, das Geheimnis besser zu verstehen, wenn sie mit selbstgebackenen, handelsüblichen Brot feiern anstatt mit Hostien...} oder die Abwandlung der Worte nach Menschenvernunft – sind zum Scheitern verurteilt, weil sie ein Rätsel zu lösen versuchen, das in dieser Weise nicht besteht. Es besteht sogar die Gefahr, dass die heiligste Eucharistie durch solche Versuche in die Belanglosigkeit eines menschlichen Freundschaftsessens abrutscht, wo man sich zwar gerne trifft und zusammensetzt, letztlich aber unverändert, höchstens durch den neuesten Tratsch bereichert, wieder fortgeht. 

Hier – beim Geheimnis der Eucharistie – geht es um etwas gänzlich anderes. Hier geht es um das, wovon wir leben, um das, worin ich bleiben will, was mich verändert, von meinem Innersten her. Hier geht es um mich selbst, um mein Leben. Es muss ja auffallen, dass der Herr in dieser Rede über das Geheimnis der Eucharistie  mehrmals und eindringlich das ewige Leben anspricht. Wir bemerken also, dass unsere Eucharistiefeier und besonders die Heilige Kommunion Entscheidendes mit diesem Leben auf der Erde zu tun hat, weil sie unser Leben auf das richtige Ziel hin ausrichtet. 

Hören wir genau auf die Worte Jesu: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tag.“  Dies klingt vorerst wie ein Widerspruch. Ewiges Leben haben, und doch der Auferweckung bedürfen. Genau hier liegt die unbeschreibliche Tiefe in diesem Geheimnis der Eucharistie. Denn immer neu werden wir durch den Genuss dieses Lebensbrotes, durch die Communio mit unserem Herrn Jesus Christus, herausgehoben aus den unsinnigen Kreisläufen einer blinden Diesseitigkeit, eines verzweifelten Unglaubens, der uns weismachen will, dass unser Leben mit dem Tod endet, alles aus ist, der Mensch in die Vergessenheit der Geschichte stürzt. Die Eucharistie öffnet uns die Augen für jene Welt Gottes, die uns erwartet. Der Himmel ist offen, wenn wir Eucharistie feiern, die Prophetie des Sehers von Patmos ist erfüllt: Gott ist in unserer Mitte. Und dieses Bewusstsein des Reiches Gottes, das eine Realität in unserem alltäglichen Leben sein soll, wird neu gestärkt in jeder heiligen Messe, in jeder Anbetung, beim Fronleichnamsumzug, beim kurzen Besuch in der Kirche, wo wir unser Knie beugen vor dem Tabernakel im Bewusstsein: Herr, du bist da, du willst mir nahe sein, du willst der Immanuel, der Gott mit uns sein. 

Auch wenn wir einmal in diesem irdischen Leben sterben müssen, auch wenn wir der Auferweckung am jüngsten Tag bedürfen, so haben wir in der Eucharistie das ewige Leben geschenkt bekommen, die Bereitschaft, uns so in Gottes Hand zu geben, dass er uns in dieses Leben mitnehmen kann. 

Deshalb kann ich Sie alle nur immer und immer wieder einladen: Lassen Sie sich dieses unendlich große Geschenk Gottes an uns nicht entgehen. Im Sonntagsgottesdienst, aber auch an den Wochentagen wartet er auf uns, steht bereit vor uns. Kommen sie mit ihren Anliegen auch tagsüber in die Kirchen. Tragen sie ihr Leid und ihre Sorge, aber auch ihre Freude und Hoffnung vor den Herrn im Tabernakel, der ihrem Leben damit die Qualität der Gottverbundenheit und Ewigkeitsdimension verleiht. Persönliches Gebet ist wichtig und unersetzlich, doch birgt es auch die Gefahr in sich, dass man um sich selbst zu kreisen beginnt und den Herrn aus dem Blick verliert. In der Gegenwart des lebendigen Gottes, vor dem Tabernakel, in der Anbetung, in der Messe führt er uns wieder dazu, unseren Blick von uns weg auf ihn hin auszurichten - und auf unseren Nächsten, den wir dann auch mit anderen Augen sehen können. 

Bitten wir die selige Jungfrau Maria, die wie kein anderer Mensch Gemeinschaft - Communio - mit dem Gottessohn halten konnte, sie möge uns den richtigen Weg führen, sie möge uns eine tiefe Liebe zur heiligsten Eucharistie ins Herz stiften, dass wir mit Freude am Gottesdienst teilnehmen und Hand und Herz dem Herrn öffnen können, der uns das ewige Leben schenken will. 

Amen.