23. Sonntag im Jahreskreis A - 10. September 2023
Liebe Gläubige!
Die drei Lesungen dieses Sonntags erinnern uns daran, dass wir auf unserem Weg zu Gott nicht allein sind. Wir tragen Verantwortung für die anderen. Wir müssen einmal auch darüber Rechenschaft ablegen, ob wir alles dafür getan haben, dass unser Bruder, unsere Schwester auf dem gottgewollten Weg bleibt oder auf diesen zurückkehrt.
So wird der Prophet berufen, so unterstreicht der Völkerapostel Paulus diesen Aspekt der besondern Verantwortung füreinander und konkretisiert die wachsame Sorge, die aus dem neuen Gebot der Liebe erwächst: Bleibt niemanden etwas schuldig, nur die Liebe schuldet ihr einander immer!
Vor diesem Hintergrund hören wir die Worte des Herrn im Evangelium. Was soll der Jünger tun, wenn sein Bruder sündigt? Hier gibt es natürlich kein Patentrezept, aber eines ist den verschiedenen, den Umständen entsprechenden Verhaltensweisen gemeinsam: Der Wille, unseren Mitmenschen durch brüderliche Ermahnung zurückzugewinnen. Gleichgültiges Wegschauen ist ebenso sündhaft wie feindseliges Aburteilen - vielleicht sogar noch in dem Hochmut, dass man ja selbst viel besser, braver, heiliger, gerechter sei…
Als Christen müssen wir uns im Klaren sein: Wir heiligen uns nicht allein, sondern immer in der Gemeinschaft der Gläubigen. „Unus Christianus nullus Christianus“ hat man zur Zeit der Väter schon gesagt: Ein Christ ist kein Christ.
Niemand kann für sich allein glauben, sagt uns der Katechismus der Katholischen Kirche, wie auch niemand für sich allein leben kann. Niemand hat sich selbst seinen Glauben gegeben, wie auch niemand sich selbst das Leben geben kann. Glaube ist also kein isolierter Akt, sondern immer im Zusammenwirken der Gemeinschaft der Jünger Jesu zu verstehen.
Doch der Herr geht danach noch einen Schritt weiter: Seinen Jüngern gibt er in Bezug auf das Sündigen der ihnen Anvertrauten die Binde- und Lösegewalt mit auf den Weg der Kirche durch die Zeiten. Im Bußsakrament darf jeder Gläubige diese Lösegewalt selbst erfahren: „Ich spreche dich los von deinen Sünden“, das „Ego te absolvo“ ist nicht irgend ein dahergesagtes Wort, sondern machtvolles Wirken Gottes, das er den Aposteln, damit den Bischöfen und deren Mitarbeitern, den Priestern, in die Hand gegeben hat.
Das Dokument „Sacramentum Caritatis“ sagt uns, dass ein Mißachten des Bußsakramentes uns unempfänglich macht für die Liebe Gottes. Oder positiv ausgedrückt: Nehmen wir die verzeihende Liebe Gottes in der Beichte dankbar an, dann wird uns im alltäglichen Leben seine alles gewinnende Liebe viel augenscheinlicher erkennbar werden.
Die Verantwortung eines jeden Christen ist heute zur Sprache gekommen, zugleich auch der Weg, wo wir unseren Bruder, unsere Schwester aus der Sünde neu in den Stand der Gnade begleiten dürfen. Ich lade sie ein, das Bußsakrament als einen wichtigen und regelmäßigen Bestandteil Ihres christlichen - kirchlichen - Lebens anzunehmen und schätzen, ja sogar lieben zu lernen. Öffnen wir uns für die verzeihende Liebe Gottes, dann wird es uns auch leichter werden, unsere Mitmenschen mit diesem Gott zu versöhnen, Zeugnis abzulegen für einen Gott, der unsere Zukunft liebevoll in seinen Händen hält.
Amen.