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Gedenktag der Seligen Maria Restituta Kafka, 29. Oktober 2024

„Es ist  ja wahr, wie Sie schreiben, dass man mit Gottes Gnade über alle Berge geht, der Heiland und die Mutter verlassen uns nie, dies habe ich zur Genüge erfahren, darum auch mein felsenfestes Vertrauen, ob so oder so, um keine Sekunde werde ich dies(es) Kreuz länger tragen, als mein Gott für mich bestimmt hat. Es ist ja nicht mein Verdienst, dass ich so mutig diesen Weg gehe, vielmehr die vielen Gebete und Opfer, die für mich täglich zum Himmel steigen, für die ich all meinen Lieben nicht genug danken kann.“ 

 

Dies schreibt Maria Restituta in einem Brief an die Generalvikarin Sr. M. Feliziana Kammermayer am 31.Jänner.1943. Zwei Monate später, am 30. März, wurde die Kämpferin für den Glauben und die menschliche Würde durch Enthauptung hingerichtet. An diesem felsenfesten Vertrauen Restitutas dürfen wir auch heute Maß nehmen, in einer Zeit des Wandels und der Umbrüche. In einer Zeit, wo die menschliche Würde erneut hinterfragt und manchen Völkern offenbar abgesprochen wird. 

Unsere Welt wird erschüttert von grausamen Kriegen. Seit dem 24. Februar 2022 tobt der völkerrechtlich nicht zu rechtfertigende Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine mit abertausenden Toten, mit menschlichen Tragödien, mit Hass, Vertreibung und Heimatlosigkeit. 

Seit dem 7. Oktober des Vorjahres ist der Krieg im Nahen Osten ausgebrochen. Der Angriff auf Israel, dieVergeltungsschläge gegen Hamas, Hisbollah und Iran erreichen unvorstellbare Ausmaße. 

Und die menschenverachtende Redeweise in den verschiedenen Wahlkämpfen auf unserer Erde lässt Restitutas Kampf um die menschliche Würde wieder höchst brisant und aktuell erscheinen. 

Wie kann man aber für Menschenwürde eintreten? Wir werden immer wieder erkennen müssen, dass es nicht menschliche Verträge, nicht allein menschliches Bemühen, nicht menschengemachtes Gesetzeswerk sein kann. All dies ist – blenden wir aus, dass wir der Gnade Gottes bedürfen – zum Scheitern verurteilt. 

Es bedarf noch einer ganz anderen Dimension. Es bedarf der unverbrüchlichen Hoffnung, des felsenfesten Vertrauens darauf, dass Gott an unserer Seite steht. 

„Der Heiland und die Mutter verlassen uns nie, dies habe ich zur Genüge erfahren, darum auch mein felsenfestes Vertrauen“, bezeugt Restiuta in ihrem Brief, in der Todeszelle des Wiener Landesgerichtes geschrieben, im Hinblick auf die herannahende Hinrichtung. Dieses Vertrauen hat sie bereits in ihrem treuen Dienst als Krankenschwester erwiesen, indem sie mit Herz und Hirn den Patienten begegnete, ihnen einen Widerschein der Liebe Christi in den tristen Alltag des Krankenhauses brachte. Weil sie mit ihrer Offenheit und Klarheit, mit ihrem Mut und ihrer Bereitschaft, die Stimme zu erheben, einen Kontrapunkt gesetzt hat gegen die Verlogenheit des Nazi-Regimes. 

„Der bloße Schein, Verstellung und Täuschung schaden dem Herz und verderben es. Jenseits der vielen Versuche, etwas zu zeigen oder auszudrücken, was wir nicht sind, ist das Herz das alles Entscheidende: dort zählt nicht, was man nach außen hin zeigt oder was man verbirgt, dort sind wir wir selbst. Und das ist die Grundlage eines jeden tragfähigen Plans für unser Leben, denn ohne das Herz kann nichts von Wert aufgebaut werden. Äußerlichkeiten und Lügen bieten nur Leere.“

Dies schreibt unser Heiliger Vater, Papst Franziskus, in seiner neuen Enzyklika „Dilexit nos“ – „Er hat uns geliebt“, mit der er vor 5 Tagen die Welt und die Kirche freudig überrascht hat. 

„In der heutigen Gesellschaft läuft der Mensch Gefahr, den Mittelpunkt, seine eigene Mitte zu verlieren. Der Mensch von heute ist oft zerstreut, gespalten, fast ohne ein inneres Prinzip, das in seinem Denken und Handeln Einheit und Harmonie schafft. Vielverbreitete Verhaltensmodelle verschärfen die technologisch-rationelle oder, umgekehrt, triebmäßige Dimension. Es fehlt das Herz“, sagt Papst Franziskus. 

Bei Restituta hat das Herz NICHT gefehlt. Und weil man – wie Antoine de Saint-Exupéry im „Kleinen Prinzen“ schreibt – nur mit dem Herzen gut sieht, hat sie einerseits die Not der Patienten – auch ihre seelische Not – und andererseits die Gefahren des Faschismus und Nationalsozialismus früh erkannt und mit ihrem Gottvertrauen, ihrer Liebe und ihrem Mut das Richtige getan. 

 

Papst Franziskus sagt uns: „Letztendlich kommt der Mensch dann voll und ganz zu seiner Identität, wenn im Herzen die Liebe regiert, denn jeder Mensch wurde vor allem für die Liebe geschaffen; er ist bis in seine tiefsten Fasern hinein dazu geschaffen, zu lieben und geliebt zu werden.“

Es scheint, als hätte er es über Maria Restituta Kafka gesagt. Ihren Mut drückt sie auf eindrückliche Weise in einem Brief an Sr. Oberin M. Wenefrieda Urbanen am Allerheiligentag 1942 aus: 

„Muss ich mein Leben lassen, so bringe ich gerne das Opfer, denn so hoffe ich, dass ich gnädige Aufnahme bei meinem Heiland finde.“

 

Bitten wir sie um ihre mächtige Fürsprache für unser eigenes Leben. Dass wir den Mut und das Vertrauen nicht verlieren und wieder mehr der Stimme unseres Herzens folgen. 

Amen.